Die Themenschwerpunkte
1. Gebäudetechnik: Wie viel ist genug? Wie dynamisch dürfen Häuser sein, wie träge müssen sie sein?
Mit Haustechnik vollgefüllte Keller und Dachgeschoße sind in größeren neuen oder renovierten Gebäuden das übliche Bild. Schächte und abgehängte Decken zur Aufnahme der Luftführungen nehmen einen beträchtlichen Teil der Kubatur eines Gebäudes in Anspruch. Errichtungs- und Betriebskosten und der Stromverbrauch dieser Anlagen sind beträchtlich. Mit der Integration von PV-Anlagen, Solarkollektoren in die Haustechnik und in die Versorgungsnetze wird der Technikanteil noch höher.
Geht es auch einfacher? Das 2226-Gebäude in Lustenau z.B. scheint einen Weg zu zeigen, wie die Errungenschaften, für die der Passivhausstandard steht, auch mit geringerem Technikeinsatz realisierbar sind. Dabei wird das Gebäude thermisch sehr träge ausgelegt, sodass die Anforderungen an die Dynamik der Regulation niedrig bleiben.
Wie träge müssen Gebäude sein, wie dynamisch dürfen sie sein? Gibt es noch andere Modelle oder Strategien oder Beispiele für „Neue Einfachheit“?
2. Gebäudemonitoring – Energieeffizienz – Komfort. Deine NutzerIn, das unbekannte Wesen
Von der Haustechnikplanung bis zum Gebäudebetrieb gibt es zwei Zäsuren: zwischen Planung und Ausführung und zwischen Ausführung und Gebäudebetrieb. Bei der Übergabe der Aufgabe von Fachteam zu Fachteam kommt es gerne zu Diskrepanzen zwischen fachlicher Zuständigkeit und tatsächlicher Beauftragung. Wir suchen Beispiele, wo es richtig gemacht wird.
NutzerInnen sind Späteinsteiger oder Quereinsteigerinnen im Planungsprozess. Sie sind das unbekannte Wesen in der Welt der Profis, die Häuser planen, bauen und betreiben.
Was Menschen in Gebäuden erleben, worunter sie oft leiden, ist der Komfort oder sein Fehlen. Wie beeinflussen automatisierte Gebäudesteuerungen für Beleuchtung, Sonnenschutz, Lüftung, Heizung und Kühlung die Komfortansprüche der NutzerInnen?
Womit NutzerInnen umgehen, was sie gelegentlich manipulieren, um Komfort zu haben, ist das, was man als Benutzer-Schnittstelle eines Gebäudes bezeichnen könnte. Was gibt es für Ideen oder Beispiele für „Benutzer-Schnittstellen“, die mehr Funktionalität bieten oder die einfacher zu bedienen sind?
Mit dem Gebäudemonitoring tritt ein weiterer „Nutzer“ auf die Bildfläche, eingebaute Sensoren beobachten und dokumentieren, sie sollen aber auch verschwiegen sein – Gebäudemonitoring stößt auf Datenschutzvorbehalte. Dem stehen Erfolge bei der besseren und rascheren Einregulierung der Gebäudetechnik gegenüber. Wir suchen Beispiele.
3. „Leistbarkeit“ – für Errichter, Nutzer und Förderer
„Leistbarkeit“ bezeichnet in der aktuellen Diskussion die Zumutbarkeit von Wohnungskosten für Personen mit durchschnittlichem Einkommen. Die Gründe für den Anstieg der Wohnkosten sind vielfältig, die politische Brisanz wird gerne genützt, um technische Standards, die Investitionskosten treibend wirken, aufzuweichen – im Förderwesen wie in den Bauordnungen.
Leistbar für Nutzer: Wohin weichen Wohnungssuchende und Büroflächen Nachfragende aus, angesichts eines Marktes voller „unleistbarer“ Angebote? In zu kleine, zu schlechte oder zu weit entfernte Objekte? Empirische Untersuchungen gefragt! Welche Rolle spielt der Wohnflächenanspruch pro Person als Kostentreiber?
Leistbar für Errichter: Welchen Anteil haben mögliche Kostentreiber beim Bauen und Betreiben von Wohngebäuden? Bodenpreise? Baukosten? Haustechnik? Betriebskosten?
Machen hohe technische Standards das Renovieren des Bestandes schwieriger? „Helfen“ sie den unbefriedigenden Status Quo zu verlängern und Renovierungswünsche zu entmutigen? Wie verhält es sich mit dem „schrittweisen“ Renovieren versus dem „Wenn-schon-denn-schon“-Renovieren?
In diesem Widerspruch steckt auch die Frage, ob „Renovierungsbedarf“ den von Technikern ermittelbaren Zustand eines Gebäudes beschreibt oder das artikulierte Bedürfnis des Eigentümers der Immobilie, der mit einem (begrenzten) Budget und (unsicheren) Renditeerwartungen operieren muss. Wir suchen Praxisbeispiele!
Leistbar für Förderer: Förderungen, die nicht mehr in Anspruch genommen werden, deuten auf „unleistbare“ oder besser: „wirtschaftlich nicht darstellbare“ Förderkriterien hin. Wie reagieren Förderer darauf? Wie sollten sie reagieren?
Alle Infos und das Programm unter www.bauz.at